Know your Online Rights
Der Digital Services Act hat neue Rechte für Nutzer*innen geschaffen und bietet damit neue Möglichkeiten, eure Rechte gegenüber Online-Plattformen und sozialen Medien durchsetzen. Kenne deine Rechte und hilf uns, Plattformen zur Verantwortung zu ziehen!
1. Mehr Wahlfreiheit
Plattformen gestalten deine Erfahrungen im Netz und bestimmen, welche Inhalte dir empfohlen werden. Intransparente Empfehlungssysteme, die darauf ausgelegt sind, dir bestimmte Inhalte vermehr anzuzeigen und Reaktion zu provozieren, , stehen im Verdacht, schädliche Inhalte wie Fehlinformationen zu verbreiten und zu gesellschaftlicher Polarisierung beizutragen.
Der Digital Services Act sorgt für mehr Möglichkeiten für Nutzer*innen, zu entscheiden, wie ihr Feed aussieht. Neue Regeln sorgen zudem für mehr Transparenz.
Was sind deine Rechte?
- Online-Plattformen müssen dir mehr als einen Empfehlungsalgorithmus zur Auswahl anbieten. Empfehlungssysteme bestimmen, welche Inhalte du zu sehen bekommst und in welcher Reihenfolge sie in deinem Feed oder auf der „For-You“-Seite erscheinen
- Online-Plattformen dürfen kein irreführendes Design (‚dark patterns)‘ verwenden, dass manipulierend wirken kann oder deine Möglichkeiten, freie und informierte Entscheidungen zu treffen, beschränkt
- Online-Plattformen müssen ihren Nutzer*innen die Funktionsweise ihrer algorithmischen Empfehlungssysteme auf leicht verständliche Weise erklären
2. Fairere und transparentere Moderation
Durch die Moderation von Inhalten entscheiden Online-Plattformen, wer gehört wird und wer nicht, und erklären dabei oft nicht, weshalb bestimmte Inhalte entfernt wurden (oder weshalb gegen gemeldete Inhalte nicht vorgegangen wurde). Dadurch wirkt die Moderation von Inhalten oft willkürlich und nicht nachvollziehbar.
Der Digital Services Act verpflichtet Online-Plattformen neue und einheitliche Meldewege einzuführen. So kannst du schädliche oder illegale Inhalte leichter melden. Wenn dein Konto oder Inhalt entfernt oder eingeschränkt wurde, muss die Plattformen dich darüber informieren und Gründe angeben.
Was sind deine Rechte?
- Wenn Online-Plattformen dein Konto oder deine Inhalte entfernen oder einschränken, müssen sie dies begründen und dir erklären, was du tun kannst, wenn du mit der Entscheidung nicht einverstanden bist.
- Online-Plattformen müssen es einfach machen, Inhalte zu melden, von denen du vermutest, dass sie illegal oder schädlich sind.
- Online-Plattformen müssen regelmäßig Transparenzberichte veröffentlichen, in denen sie darlegen, wie viele Inhalte oder Konten sie aus welchen Gründen entfernen oder sperren.
3. Leichter Beschwerde einlegen
Es ist oft schwer, Beschwerden bei Plattformen einzureichen oder Moderations-Entscheidungen überprüfen zu lassen. Für Nutzer*innen ist es oft unklar, an wen sie sich wenden können, um ihre Rechte durchzusetzen oder gegen Plattformen vorzugehen.
Wenn du den Eindruck hast, dass eine Online-Plattform sich nicht an die Regeln hält, stehen dir verschiedene Wege offen, Beschwerden einzureichen und Unterstützung zu bekommen.
Was sind deine Rechte?
- Wenn du mit einer Moderations-Entscheidung, also zum Beispiel der Sperrung deines Kontos oder der Einschränkung deines Inhalts, nicht einverstanden bist, hast du drei Möglichkeiten:
- Du kannst dich an das plattformeigene Beschwerdesystem wenden, um die Entscheidung überprüfen zu lassen
- Du kannst dich an eine außergerichtliche Schlichtungsstelle wenden, die zwischen dir und der Plattform eine (rechtlich nicht bindende) Klärung herbeiführt
- Du kannst vor Gericht gehen
In allen diesen Szenarien kannst du dich vom Center for User Rights der Gesellschaft für Freiheitsrechte vertreten lassen. Melde dich dafür bei uns über unser Kontaktformular.
- Wenn du den Verdacht hast, dass eine Plattform den DSA nicht einhält, kannst du eine Beschwerde bei der Koordinierungsstelle für digitale Dienste einreichen. Das ist die zuständige Aufsichtsbehörde
- Wenn du Probleme mit illegalen Produkten oder schlechte Erfahrungen mit den Praktiken von Online-Marktplätzen gemacht hast, kannst du dich auch bei der Verbraucherzentrale beschweren
4. Besserer Schutz deiner Privatsphäre
Viele Plattformen nutzen deine Daten, um dich zu tracken und dir personalisierte Online-Werbung anzuzeigen. Dass kann die Privatsphäre verletzen und zu Diskriminierung führen.
Der Digital Services Act verbietet es Plattformen, sensible persönliche Daten wie deine religiöse Überzeugung, deine Sexualität oder deine politische Gesinnung zur Personalisierung von Werbung zu missbrauchen. Minderjährigen dürfen keine personalisierten Werbe-Anzeigen mehr ausgespielt werden.
Was sind deine Rechte?
- Du hast das Recht, dass deine sensiblen persönlichen Daten nicht mehr dazu missbraucht werden, dir zielgerichtete Werbung auszuspielen
- Wenn du minderjährig bist, sorgt der Digital Services Act dafür, dass dir gar keine personalisierte Werbung mehr angezeigt wird
- Für jede Anzeige, die auf einer Online-Plattform geschaltet wird, müssen dir Informationen zu der Anzeige zur Verfügung gestellt werden, einschließlich des Grundes, warum dir die Anzeige gezeigt wurde
5. Mehr Transparenz
Als Nutzer*innen werden wir oft im Dunklen darüber gelassen, weshalb welche Inhalte angezeigt werden, oder was mit unseren Daten geschieht.
Der Digital Services Act hat neue Regeln eingeführt, die Online-Plattformen dazu zwingen, mehr Transparenz zu schaffen, und Informationen und Daten zu teilen. Neben den schon erwähnten Transparenzberichten zur Inhaltemoderation, Informationen zu Werbeanzeigen und über die Funktionsweise von Empfehlungssystemen, schafft der Digital Services Act weitere Möglichkeiten, um nachvollziehen zu können, wie unserer Online-Räume gestaltete werden.
Was sind deine Rechte?
- Online-Plattformen müssen in ihren Nutzungsbedingungen klar und leicht verständlich erklären, welche Inhalte auf ihren Plattformen zugelassen sind, und welche nicht. Plattformen, die in erster Linie von Kindern und Jugendlichen genutzt werden, müssen ihre Nutzungsbedingungen so gestalten, dass auch Kinder und Jugendliche sie einfach verstehen können
- Sehr große Online-Plattformen wie Google und Meta sind zu mehr Transparenz bei Online-Werbung verpflichtet. Sie müssen in einem Online-Archiv Informationen zu einzelnen Werbeanzeigen veröffentlichen, wie zum Beispiel in wessen Namen die Werbung geschaltet wird, ob die Werbung bestimmten Gruppen angezeigt wurde, und wie viele Nutzer*innen erreicht wurden
- Wenn du an einer akademischen Institution oder als Teil der Zivilgesellschaft zu Plattformen und ihren Risiken forschst, kannst du Anträge auf Plattform-Daten stellen und auf bestimmte Daten direkt zugreifen. Das Center for User Rights kann dich bei der Durchsetzung deines Anspruchs auf Forschungsdaten unterstützen
6. Besserer Schutz auch auf Online-Marktplätzen
Beim Einkaufen auf Online-Marktplätzen wie Amazon, Shein oder Temu ist es oft schwer nachzuvollziehen, wer Produkte zum Kauf anbietet, und wie man sich vor Betrug schützen kann.
Der Digital Services Act verpflichtet Online-Markplätze, Informationen über Verkäufer einzuholen, und zu wissen, mit wem sie Geschäfte machen.
Was sind deine Rechte?
- Du hast das Recht, zu wissen, wer hinter dem Verkauf der Waren auf einem Online-Marktplatz steht. Dafür kannst du auf Informationen über Verkäufer zugreifen, die der Online-Marktplatz veröffentlichen muss
- Wenn ein Online-Marktplatz erfährt, dass dir ein in der EU illegales Produkt verkauft wurde, muss der Marktplatz dich darüber informieren und dir erklären, wie du dich dagegen wehren kannst
7. Direkte Kontaktmöglichkeiten
Es ist oft schwierig, mit Online-Plattformen in Kontakt zu treten, und existierende Wege sind häufig gut versteckt.
Der Digital Services Act verpflichtet Online-Plattformen, eine zentrale, leicht zu findende und benutzerfreundliche Anlaufstelle für ihre Nutzer*innen bereithalten.